Sozialpädagogische Familienhilfe

"Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden."
Franz Kafka
- Allgemeines
- Unterstützung im Alltag
- Förderung der Kommunikation und Interaktion
- Unterstützung in Krisensituationen
- Sucht
- Sexueller Missbrauch
- Psychische Erkrankungen
Allgemeines
Die Sozialpädagogische Familienhilfe (SpFh) ist eine längerfristig angelegte ambulante, betreuungsintensive Form der Hilfe. Die Unterstützung setzt direkt in dem Lebensumfeld der zu betreuenden Familien an und orientiert sich an deren Lebensentwürfen im Alltag. Das Angebot wird zur Zeit durch vernetzte Kooperationspartner sichergestellt.
Ziel der Maßnahme ist es, die vorhandenen Ressourcen einer Familie und ihres Umfeldes zu aktivieren und zu stärken, um vorhandene Probleme zu erkennen und gemeinsam Lösungsschritte zu entwickeln. Das pädagogische Handeln orientiert sich an verhaltenstherapeutischen, gesprächstherapeutischen und insbesondere an systemischen Ansätzen. Die Sozialpädagogische Familienhilfe richtet sich an Familien (siehe nachstehende Beispiele), die aus unterschiedlichsten Gründen eine angemessene Versorgung und Betreuung der Kinder nicht gewährleisten können. Neben allgemeinen Erziehungs- und Beziehungsschwierigkeiten liegen oft weitere innerfamiliäre Probleme vor, zu deren Lösung eine intensive und längerfristige sozialpädagogische Begleitung erforderlich ist. Voraussetzung ist, dass die Familie mit der Maßnahme einverstanden ist und die notwendige Mitwirkungsbereitschaft vorliegt.
- Familien / Alleinerziehende mit psychosozialer Problematik (schwieriger Wohnsituation, drohender Wohnungsverlust, Arbeitslosigkeit und deren Folgen, Überschuldung, soziale Ängste, Sucht, psychische Erkrankung eines Elternteils, o.ä.)
- Familien / Alleinerziehende mit Kindern, bei denen Verwahrlosung o.ä. droht und die Erziehungsberechtigten mit der Förderung der Kinder überfordert sind
- Familien / Alleinerziehende, bei denen eine Rückführung des Kindes aus einer stationären Einrichtung erfolgen soll
Die Arbeitszeit der SpFh orientiert sich an dem Bedarf der Familien. Zum größten Teil findet sie in den Nachmittagsstunden statt, da hier die Kinder anwesend sind.
Ebenfalls werden, bei Bedarf, Wochenend-, Feiertags-, und Abendtermine vereinbart. Entsprechend der Hilfefragen gestaltet sich die Arbeit der SpFh folgendermaßen:
Unterstützung im Alltag
- Unterstützung, Anleitung und Beratung der Eltern / des Elternteils bei der Erziehung und spezifischen Förderung des Kindes / der Kinder
(auch bzgl. Pflege und ärztlicher Versorgung) - Kooperation mit Schulen bei Schulproblematik (Unterstützung bei Gesprächen mit Lehrern)
- Unterstützung bei rechtlichen Angelegenheiten, Begleitung zu Ämtern
- Begleitung und Betreuung bei der Wohnungssuche bzw. dem Wohnungswechsel
- Unterstützung bei der Arbeitssuche bzw. Beratung bei Arbeitslosigkeit und deren Folgen für die Familie
- Hilfe bei der Haushaltsplanung (auch Beratung bei der Einteilung der Finanzen) und Haushaltsführung
Förderung der Kommunikation und Interaktion
- Familiengespräche (Familienregeln, Konfliktlösung, Geschwisterproblematik, Stiefelternproblematik)
- Paargespräche (Konfliktgespräche/Paarebene, Kompetenzerweiterung/ Elternebene)
- Einzelgespräche (s.o. Steigerung des Selbstwertgefühls, Verselbständigung, Stabilisierung intropsychischer Situationen)
- Beratung bei der Ablösung bzw. bei Konflikten mit der Herkunftsfamilie
- VHT: Video-Home Training
- Mittels Videoaufnahmen, die verbale und nonverbale Kommunikation in der Familie sichtbar machen.
- Analyse, Überprüfung und Training der Kommunikationsmuster in der Familie
Unterstützung in Krisensituationen
- Stabilisierung bei Trennung / Scheidung oder Tod eines Familienmitglieds
- Aufbau und Entwickeln von alternativen Problemlösungsstrategien
- Erhöhung angemessener Konfliktfähigkeit in Gewaltsituationen (Krisenmanagement)
- Unterstützung bei Fremdunterbringung von Kindern in stationärer Einrichtung oder Erziehungsstelle, bzw. Rückführung in den Haushalt der Familie
Sucht
- gezielte Beratung, Unterstützung bei der Installierung geeigneter Hilfen
Sexueller Missbrauch
- Missbrauchprävention bzw. Unterstützung bei der Suche von Hilfemaßnahmen sexuell missbrauchter Kinder und Jugendlicher oder erwachsener Menschen, die in ihrer Kindheit missbraucht worden sind. Ebenso bei allen anderen Formen psychischer und körperlicher Gewalt.
Psychische Erkrankungen
- Diagnostik durch den Kinder- und Jugendpsychiater der OKJFH
- Kooperation mit niedergelassenen Psychiatern (Psychiatrien, KJP´s, Psychosomatischen Kliniken), Psychologen und Therapeuten, um gezielte Behandlungen einzurichten, zu unterstützen und ggf. zu begleiten.
Die Sozialpädagogische Familienhilfe (SpFh) bietet in ihrer Grundhaltung eine Ganzheitlichkeit ihrer Sicht- und Arbeitsweisen, die sich an der Lebenswelt und den Lebensentwürfen der zu betreuenden Familien orientiert. Die SpFh geht von der Annahme aus, dass die Familien ausreichende Kompetenzen und Ressourcen zur Verfügung haben, ihr Leben "erfolgreich" zu gestalten. Demzufolge versteht sich die SpFh als integratives, partizipatives Angebot, das sich an dem Konzept der Lebensbewältigung der Familien im Alltag orientiert. Die SpFh hat sich zu einer systemischen Hilfe zur Selbsthilfe entwickelt, bei der sich jeder Empfänger der Maßnahme als „Spezialist“ in eigener Sache verstehen soll und somit seine Stärken wieder entdecken und vorhandene Ressourcen aktivieren kann. Die für ihn problematischen Lebenssituationen und Krisen können mit Unterstützung der SpFh angegangen und gezielte Lösungsschritte entwickelt werden. Oberstes Ziel ist es hierbei nach wie vor, Familien zu erhalten, also Fremdunterbringung von Kindern zu vermeiden.